Keine Sorge, wenn es mal schwer wird

In den vergangenen Wochen war bei mir mal wieder eine Menge los. Von Projekten, unterrichten bis hin zu einem erneuten depressiven Schub, war alles vertreten. Und gerade das zuletzt genannte, die “schlechte Phase”, hat mir doch wieder einiges gezeigt.

Mag es uns noch so gut gehen und “alles” so laufen wie wir es uns vorstellen, ist es kein Garant dafür, dass es uns deswegen auch wirklich gut geht. Ich bin mir sicher, dass andere mit Depressionen dies sehr gut nachempfinden können: wie schwer es sein kann aus dem Bett aufzustehen, die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur um sicher herum zu bemerken und das Licht in der Welt tatsächlich anzunehmen.
Nach einer solchen Phase bin ich immer wieder beeindruckt, wie diese alltäglichen Dinge und Umstände zu einem unüberwindbaren Hindernis werden und wie schnell man in Mutlosigkeit und Dunkelheit verfällt. Dabei hat sich bei genauerem betrachten gar nichts in der Umwelt verändert. Die Bäume im heimischen Garten stehen immer noch am selben Fleck wie am Tag zuvor. Vögel fliegen und zwitschern weiterhin ihre Lieder und die eigene Wohnung hat sich von den Räumlichkeiten her nicht verändert.

Die Ängste, Sorgen und Vorstellungen die durch unseren Körper fließen sind alle in unserem Kopf. Dort und nirgendwo anders. Sie sind weder Teil der Vergangenheit, denn dann wären es Erinnerungen, noch Teil der Gegenwart. Ängste und Sorgen sind rein in unserem Kopf und spielen immer in der Zukunft. Es dreht sich immer um Ereignisse, Handlungen oder sonstigem was noch passieren könnte und nicht was gerade passiert.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: natürlich spielen die Vergangenheit und Gegenwart dabei eine Rolle. Diese liefert oft die Basis für derlei Ängste. Doch wovor wir uns fürchten oder was alles “doof” ist usw. ist in der Zukunft.

Das Heimtückische an dem Ganzen ist, zumindest bei mir, dass ich in depressiven Phasen all das weiß. Ich weiß, dass meine Ängste und Sorgen gar nicht Teil meiner Realität sind, sondern Fantasien meiner Zukunft. Ich weiß, dass die Bäume draußen immer noch genau dort stehen, wo sie am Vortag standen, die Vögel nach wie vor ihre Lieder singen und meine Wohnung sich nicht verändert hat. Und doch. Oder besser: doch trotz dieses Wissens, ist es oft unglaublich schwer dies anzunehmen. Die Kraft aufzubringen aufzustehen. Den Mut zu entwickeln sich den Dingen zu stellen. Die Energie zu entwickeln weiter zu machen.

“Mir hilft Akzeptanz.”

Sehr gerne würde ich jetzt aufschreiben, dass man ja dies und jenes nur tun brauch und schon ist alles wieder gut. Doch bin ich weder Psychologe, noch glaube ich, dass es ein Patent-Rezept gibt, welches für jeden einzelnen Menschen funktioniert. Dafür sind wir alle verschieden. Dafür bezeichnen wir uns selbst als Individuen, weil es bei jedem einzelnen individuell ist.
Ich habe bei mir und für mich allerdings folgende Beobachtung gemacht:

Mir hilft Akzeptanz. Das ist der erste Schritt, mit dem es bei mir wieder bergauf geht und ich anfange die Rollladen Stück für Stück wieder hochzuziehen und mehr und mehr Licht wieder in mein Leben lasse. Ob durch “eigen Motivation” oder Unterstützung von Dritten (wie bei der letzten Phase) – bei mir kommt irgendwann der Punkt, an dem ich tatsächlich akzeptiere, dass es mir gerade geht, wie es mir geht.

Ab diesem Zeitpunkt hören die Gedanken auf wie blöd alles ist. Wie schwer alles ist. Was noch alles passieren könnte, was mich am Ende noch weiter zurück wirft (etwas, dass in depressiven Phasen den Unterschied zu Guten Phasen macht: die Szenarien sind alle negativ. All die Möglichkeiten was passieren könnte und mich weiterbringt/ zum Erfolg führt, sind einfach nicht existent oder so wahrscheinlich wie den 6er im Lotto zu gewinnen).
Doch sobald ich an den Punkt komme, dass es okay für mich ist, dass es mir gerade nicht gut geht und dass es okay ist, dass ich gerade nicht so funktioniere wie ich es gerne hätte, ändert sich alles. Das rationale und logische Denken funktioniert wieder. Ich sehe nicht nur, dass die Bäume immer noch am selben Fleck stehen und höre nicht nur, dass die Vögel weiterhin ihre Lieder singen, sondern ich nehme es wahr. Ich nehme es bewusst wahr und manchmal trifft es mich wie eine neue Erkenntnis oder der Beweis für eine These die vorher rein als Theorie im Raume stand.

Es fügt sich also eins zum anderen. Durch das Akzeptieren der Situation und der Rückkehr des bewussten, rationalen und logischen Denkens sind die folgenden Schritte, zurück auf den Gipfel des vor kurzem noch unüberwindbaren Hindernisses, schon fast spielend leicht. Alles ergibt auf einmal wieder Sinn. Das Licht, sowie die Farben der Welt kehren zurück.

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